Künstlerische Freiheit unter den Augen der Partei

Bernhard Heisig, Arno Rink, Wolfgang Mattheuer

Der Stil von Bernhard Heisig bewegt sich zwischen Realismus und expressiver Abstraktion. Besonders bekannt sind seine großen historisch-politischen Panoramen, die zum Beispiel im Reichstagsgebäude in Berlin zu finden sind. Heisig, Jahrgang 1925, hat Krieg und Diktatur, eine weitere Diktatur und schließlich den Kalten Krieg erlebt. Entsprechend sind der Krieg und die Rolle des Einzelnen darin ein immer wiederkehrendes Motiv bei Heisig. Er ist von 1976 bis 1987 Rektor der Leipziger Hochschule. Sein Nachfolger wird Arno Rink.

Bernhard Heisig, "Unterm Hakenkreuz", 1973
bpk / Nationalgalerie, SMB / Bernd Kuhnert

Frauen, Paare, Liebende

Mit dem Bild „Lied vom Oktober“ erlangt Arno Rink sein Diplom an der Leipziger Hochschule. Stilistisch ist dies noch nah am sozialistischen Realismus, auch wenn er es als Simultanbild angelegt hat, bei dem die Einheit von Zeit und Raum aufgehoben ist und viele Szenen gleichzeitig zu sehen sind. Rink folgt später seinem ehemaligen Lehrer Heisig auf das Rektorenamt an der Hochschule für Grafik und Buchkunst. 

Arno Rink, "Das Lied vom Oktober II", 1968
bpk / Museum der bildenden Künste, Leipzig / Michael Ehritt

Zusammen mit Sighard Gille gilt er als Wegbereiter der Künstlergeneration, die als Neue Leipziger Schule von sich reden machen wird. Sein künstlerisches Interesse kreist um die elementaren Themen des Lebens: Liebe und Tod. Freiheit und Humanismus. Auch Frauen spielt in Arno Rinks Werk eine wichtige Rolle. Immer wieder malt er sinnliche, nackte Frauen in erotischen Szenen. 

Arno Rink, “Das Tuch”
akg images / © Arno Rink / VG Bild-Kunst
Arno Rink, "Liebespaar"
akg images / © Arno Rink / VG Bild-Kunst

Der Jahrhundertschritt

Wolfgang Mattheuers bekanntestes Gemälde ist „Die Ausgezeichnete“, seine bekannteste Skulptur die Bronzeplastik „Jahrhundertschritt“: eine ausschreitende Figur, die die linke Hand zur kommunistischen Faust ballt, die rechte zum Hitlergruß ausstreckt – Zeichen zweier unterschiedlicher Systeme und Ausdruck von Zwiespalt und Zerrissenheit.

Wolfgang Mattheuer, “Die Ausgezeichnete”, 1973/74
akg images / Inv. Nr. A IV 580. Berlin, SMB, Nationalgalerie
Plastik "Jahrhundertschritt" des Malers und Bildhauers Wolfgang Mattheuer auf der X. Kunstausstellung der DDR im Albertinum in Dresden, Herbst 1987
akg-images / picture-alliance / ZB / Ulrich Haessler / © Wolfgang Mattheuer / VG Bild-Kunst
Wolfgang Mattheuer, Blumen auf roten Tisch", 1970
bpk | Staatliche Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen Mecklenburg-Vorpommern | Gabriele Bröcker

Die Abgüsse dieser Skulptur stehen unter anderem vor dem Zeitgeschichtlichen Forum in Leipzig, im Innenhof des Kunstmuseums Moritzburg in Halle an der Saale sowie im Innenhof des Museums Barberini in Potsdam. Mattheuer, der seit 1958 Mitglied der SED ist, tritt ein Jahr vor der Wende aus der Partei aus. Danach engagiert er sich im „Forum für Deutschland“ und nimmt an den Montagsdemonstrationen in Leipzig teil, die schließlich das Ende des SED-Regimes einleiten.